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Kein Schlussstrich! Konsequenzen aus dem NSU-Komplex

Am 22.11. holen wir den Vortrag mit Caro Keller nach und sprechen mit ihr über Konsequenzen aus dem NSU-Komplex.
Auf Grund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie wird das Antifa Café als Online-Veranstaltung via Zoom stattfinden.

Link zur Veranstaltung: https://zoom.us/j/98420078099?pwd=QjB0N2VjaWVFOWxXVnU4clhhTXBzdz09

Meeting-ID: 984 2007 8099
Kenncode: 299099

Die Neonazi-Gruppierung Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) ermordete zwischen 2000 bis 2007 Enver Simsek, Abdurrahim Özüdogru, Süleyman Tasköprü, Habil Kiliç, Mehmet Turgut, Ismail Yasar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubasik, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Hinzu kamen mindestens drei Sprengstoffanschläge und mindestens 15 Raubüberfälle. Dutzende Menschen verletzte der NSU körperlich und seelisch, einige davon schwer.

Am 4. November 2011 enttarnte sich der NSU: Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt töteten sich selbst, nachdem sie nach einem Banküberfall in Eisenach von der Polizei entdeckt worden waren. Beate Zschäpe zündete die gemeinsame Wohnung des Kerntrios in Zwickau an und verschickte vorbereitete Umschläge mit einem Bekennervideo. Die Täter:innen des NSU hatten also selbst entschieden, unter welchen Umständen sie sich zu ihren Taten bekennen würden, und für diesen Fall Vorkehrungen getroffen.

Wie der größte Teil der Gesellschaft hatten auch Antifaschist:innen die Morde und Anschläge des NSU nicht als rassistische Taten erkannt, hatten die Hinweise von Angehörigen und Überlebenden auf ein mögliches rassistisches Motiv nicht wahrgenommen. Stattdessen wurden die Betroffenen von der Polizei mit rassistischen Ermittlungen traktiert, und die Presse verbreitete Gerüchte über sie.

Die Aufklärung des NSU-Komplex ist auch heute noch lange nicht vollständig. Sie wurde – wie so oft in der Geschichte rechten Terrors in der Bundesrepublik – verschleppt oder gar verhindert. In den 10 Jahren seit der Selbstenttarnung des NSU haben sich Angehörige, Antifaschist:innen, Journalist:innen und engagierte Abgeordnete viel Wissen über den NSU-Komplex erarbeitet, es dem Staat gegen dessen Widerwillen und Aufklärungsverweigerung abgerungen. Seit dem wissen wir mehr über Neonazi-Netzwerke und rechten Terror. Über institutionellen Rassismus und die rassistische Ermittlungspraxis der Polizei. Über die Inlandsgeheimdienste und das V-Leute-System von Polizei und VS. Und wir können erahnen, wie viel Wissen die Behörden vor der Selbstenttarnung zum NSU hatten.

Wir finden es wichtig, sich dem nicht ohnmächtig zu ergeben. Unter den NSU-Komplex darf kein Schlussstrich gezogen werden. Denn 10 Jahre Wissen um den NSU-Komplex heißen auch, dass wir genug erfahren und gelernt haben, um jetzt Konsequenzen zu ziehen! Um dafür zu sorgen, dass auch im Rest der Bevölkerung politische und gesellschaftliche Konsequenzen gezogen werden.

Diese Konsequenzen und das zugrundeliegende Wissen werden wir im Antifa Café im November mit einem Vortrag von Caro Keller (NSU-Watch) und anschließender Gesprächsrunde thematisieren.

In Erinnerung an: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter.

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