Clara Sola - Internationales Frauen*FilmFest Dortmund+Köln

Auf einer abgelegenen Bergfarm in Costa Rica lebt Clara, 40, eine zurückgezogene, unter Skoliose leidende Frau mit ihrer Mutter und ihrer Nichte Maria. Ein kurioses Menschentier, sensibel und wachsam, unterhält sie eine fast symbiotische Beziehung zur Natur. Ihre fromme Mutter glaubt, Clara sei ein Geschenk des Himmels, eine Heilerin. Sie könnte selbst geheilt werden, doch die Mutter verweigert ihr die Behandlung, aus Angst davor, das Mojo ihrer Tochter zu stören – und vielleicht noch mehr davor, ihr Ansehen in der Community als matriarchalische Talentagentin Gottes zu verlieren. Sie hält Clara gefangen in ihrer ›Reinheit‹, kleidet sie sogar wie die Jungfrau Maria und lädt Dorfbewohner zu Heilungssitzungen ein. Doch die Natur ruft.

Zwei Coming-of-Age-Geschichten entwickeln sich. Als Maria sich ihrer quinceañera nähert, mit all den Insignien vertraglich besiegelter Weiblichkeit – dem hübschen Kleid, den Pumps, den heimlichen Küssen mit dem ersten Freund, hier ein sanfter Landarbeiter namens Santiago –, spürt Clara eine sinnliche Unruhe. Ihre spät aufblühende Sexualität setzt etwas Wildes und Unerschrockenes in ihr frei, und sie begibt sich auf eine Reise zu ihrer wahren ›Natur‹, zur echten Selbstheilung. Nathalie Álvarez Meséns Background aus dem physischen Theater ist in ihrem beeindruckenden Debüt offensichtlich: Flora und Fauna springen einen dank Sophie Windqvist Loggins’ fesselnd-greifbarer Kameraarbeit förmlich von der Leinwand an; mit packender Körperlichkeit begegnet die Schauspieldebütantin und ausgebildete Tänzerin Wendy Chinchilla Araya der Dynamik der Natur auf Augenhöhe, wie eine alte Vertraute, beides Kräfte, mit denen man rechnen muss. Der Film hat bei den diesjährigen schwedischen Filmpreisen abgeräumt und ist der internationale Beitrag Costa Ricas für die Oscars® 2022.