„Nimmt man dir das Schwert, dann greife zum Knüppel“
Zusammen Helke Sander lesen mit Betty und Eva
„Nimmt man dir das Schwert, dann greife zum Knüppel“ ist der einleitende Text von Helke Sander , den sie 1974 inder ersten Ausgabe der Zeitschrift „Frauen und Film“ veröffentlichte. Es gab vor FuF keine feministischen Filmzeitschrift in Europa, und damit ist das so etwas wie der Anfang feministischer Filmkritik in Deutschland -in jedem Fall eine besondere Form der schreibenden Selbstermächtigung. Aber weil wir nicht so ganz an Anfänge glauben und erst recht nicht an Enden, sondern auf der Suche nach Kontinuitäten und Brüchen unruhig bleiben wollen, möchten wir den Text in Ausschnitten gemeinsam lesen. Und zwar aus dem Heute, mit unseren Erfahrungen und Fragen.
Helke Sander schrieb damals etwa: „der vorliegende erste teil wird sich mit fakten befassen, die frauen an der ausübung ihres berufs als filmemacherinnen hindern. Ich schildere den sexismus aus meiner erfahrung und der meiner kolleginnen und ziehe daraus meine schlussfolgerungen.“ Es folgen Beobachtungen und Analysen über Produktionsbedingungen, Ästhetik und Ökonomie, über Netzwerke und die Rolle der Presse.Wir fragen uns: Was bringt es uns, diesen Text heute nochmal gemeinsam zu lesen?Helke Sander wird vom 18.-23. April beim Internationalen Frauen Film Fest in Dortmund zu Gast sein. Wer möchte, kann dort mehr über die Wirkmächtigkeit einer Pionierin des feministischen Films erfahren und in ein weiterführendes Gespräch mit ihr einsteigen.
Helke Sander ist Mitbegründerin des “Aktionsrats zur Befreiung der Frauen” (Januar 1968), der die Kinderläden erfindet, und der Frauengruppe “Brot und Rosen” (1971). 1968 hält Sander eine Rede bei der SDS-Delegiertenkonferenz in Frankfurt/Main, erklärt das Private für politisch und verlangt, dass der SDS sich der Politik der Frauen anschließen solle. Als die Männer ungerührt zur Tagesordnung zurückkehren wollen, wirft Sigrid Rüger die berühmte Tomate, und die neue deutsche Frauenbewegung nimmt ihren Lauf.