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in dortmund und umgebung

Zähne zeigen – standhaft bleiben!

Zeit & Ort

08.03.24
18:00
Hauptbahnhof

Bochum

Infos

Wir rufen euch auf mit uns gemeinsam am 8. März, zum internationalen feministischen Kampftag, für einen progressiven und entschlossenen Feminismus auf die Straße zu gehen! Das sechste Jahr in Folge kommen wir dafür hier in Bochum zusammen. Seit sechs Jahren sind wir gemeinsam standhaft und werden es auch bleiben. Denn es herrscht Krieg, rechtsradikale Parteien gewinnen weltweit an Zuspruch, die menschengemachte Klimakatastrophe zerstört ungehemmt den Planeten, viele Menschen können sich das Leben nicht mehr leisten und in Deutschland wurde das Recht auf Asyl faktisch abgeschafft. Die Wurzeln dieser katastrophalen Zustände liegen im Kapitalismus, im Patriarchat, im Nationalismus und im Kolonialismus. Es ist unerlässlich, den Zuständen mit feministischem Widerstand und Solidarität zu begegnen. Es ist an der Zeit, diesen regressiven, reaktionären und antifeministischen Verhältnissen entschieden die Zähne zu zeigen! Nieder mit dem Backlash! Raus auf die Straße!

Die Zustände sind katastrophal!

Menschenfeindliche Positionen gewinnen in immer breiteren Teilen der Bevölkerung an Zustimmung und die AFD sammelt fleißig Stimmen. Daraus resultiert eine enorme Gefahr, besonders für alle Menschen, die nicht in das völkische und rassistische Weltbild der Partei passen. Ihr Rechtspopulismus geht dabei mit Antifeminismus Hand in Hand: eine starke, männliche Wehrhaftigkeit soll sich behaupten und vor allem immer zum unterdrückten Weiblichen abgrenzen. Befeuert wird damit ein regressives und binäres Geschlechterbild, das Feminismus und Gender Studies per Definition zu Feindbildern erklärt. Konservative Kräfte springen liebend gern auf diesen Zug auf, wie z.B. mit dem teilweise bereits umgesetzten Genderverbot.

Die generelle gesellschaftliche Misogynie schlägt sich aufs Brutalste in den Zahlen der Feminizide wider, die hierzulande und weltweit begangen werden. Ein Feminizid, die Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts, ist eine der schrecklichsten Formen patriarchaler Gewalt. Allein 2023 wurden laut offiziellen Zahlen in Deutschland 114 Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Doch noch immer ist ein Feminizid in Deutschland kein eigener Straftatbestand und wird oft durch unsägliche Bezeichnungen wie Liebes- oder Familiendrama verharmlost.

Währenddessen versuchen Parteien und Politiker:innen feministische und queere Themen für sich zu vereinnahmen und ihrer neoliberalen Agenda unterzuordnen. Ihre angeblich feministische Außenpolitik führen sie regelmäßig ad absurdum. Bestes Beispiel hierfür sind die Grünen, die sich an einem Tag mit „Jin, Jiyan, Azadi“-Schildern inszenieren, den Iran am nächsten Tag zu einem sicheren Herkunftsland erklären und als Teil der Ampel-Regierung mit SPD und FDP im Januar das menschenverachtende Rückführungsgesetz beschließen.

Die Zustände sind katastrophal, nicht nur in Deutschland, sondern global.

Mit dem brutalen Massaker der Hamas am 7. Oktober letzten Jahres hat Israel einen Angriff erlebt, der sowohl die israelische Bevölkerung, als auch die jüdische Diaspora weltweit erschüttert hat. Wie bei vielen Kriegen und gewaltsamen Konflikten wurde bei diesem Angriff sexualisierte Gewalt gezielt als Kriegswaffe eingesetzt. Wie dieses Massaker antisemitische Ressentiments befeuert, die in Gewalt gegen jüdische Menschen gipfeln, ist ungeheuerlich. Gleichzeitig ist die Brutalität des Krieges, den Israel seitdem in Gaza führt entsetzlich und das Leid der Bevölkerung dort unermesslich.

In Deutschland wird der Krieg in Nahost – wie sollte es auch anders sein – von konservativen und rechten Parteien für ihre rassistische Hetze genutzt. Es wird sich aus der eigenen Verantwortung gezogen und nach bewährter Methode reagiert, indem der Antisemitismus, wie auch der Antifeminismus, als importiert abgestempelt wird: Das jedoch ist faktisch falsch und wird von uns auf`s Schärfste kritisiert!

Zahlreiche weitere Beispiele belegen den katastrophalen Status quo: In Russland wurde die gesamte LGBTIQ+ Bewegung als extremistisch eingestuft. In Iran werden weiterhin Menschen gefoltert und hingerichtet, welche an den Jin, Jiyan, Azadî!-Protesten teilnehmen. In Uganda drohen queeren Menschen, die ihre Sexualität ausleben, lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe. In den USA werden geschlechtsangleichende Behandlungen für trans und inter Personen verunmöglicht. In Polen kam es durch die restriktiven Abtreibungsgesetze zu mehreren Todesfällen von schwangeren Personen.

Unser Blick schweift auch dieses Jahr nach Rojava und zur Lage in Kurdistan. Immer wieder kommt es zu anhaltenden türkischen Angriffen, infolgedessen fast die gesamte Infrastruktur der autonomen Selbstverwaltung Nord-Ost-Syriens zerstört wurde. Unsere Solidarität gilt uneingeschränkt der kurdischen Freiheitsbewegung und den mutigen kämpfenden Frauen in Kurdistan und der Diaspora, von denen wir so viel lernen können und die schon so lange standhaft sind.

Es ist schwer, in diesen Zeiten nicht den Mut zu verlieren und nicht zu resignieren. Doch gerade jetzt ist es umso wichtiger nicht zu verzagen. Wir müssen Widerstand leisten, wir müssen uns gegen diese vernichtenden Zustände zur Wehr setzen! Sie betreffen jede und jeden Einzelnen von uns! Denn egal ob in Deutschland oder Anderswo, der Hass gegen FLINTA* und die daraus resultierende Gewalt ist allgegenwärtig und beständiger Grundpfeiler regressiver Ideologien weltweit.

Diesen Zuständen zeigen wir die Zähne!

Jüngere Errungenschaften wie z.B. die ersatzlose Streichung des sogenannten Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche (§219a) sind auf feministische und queere Kämpfe und ihren massiven Druck zurückzuführen. Die Aufhebung von einzelnen menschenfeindlichen Gesetzgebungen reicht jedoch lange nicht, unsere Gesellschaft muss von Grund auf umgekrempelt und von Kapitalismus sowie Patriarchat befreit werden.Denn der Schein des staatlichen Gleichstellungsversprechens trügt – Resultat ist die doppelte Ausbeutung von Frauen zuhause und bei der Lohnarbeit. Dass noch immer ein Großteil der Betreuungs-, Pflege- und Sorgearbeit unentgeltlich und von Frauen verrichtet wird, ist kein Zufall, sondern für die derzeitige Gesellschaftsordnung unabdingbar. Feministische Utopien und Kapitalismus sind niemals vereinbar. Konsequente feministische Praxis richtet sich daher nicht nur gegen reaktionäre und antifeministische Bewegungen, sondern auch gegen den Staat und die kapitalistische Produktionsweise!

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Wir bleiben standhaft!

Wir geben nicht nach, denn wir sind noch lange nicht am Ziel! Unser Kampf ist ein Kampf für das gute Leben für alle! Wir kämpfen für eine klassenlose Gesellschaft, befreit von den Zwängen der Lohnarbeit fernab der kapitalistischen Produktionsweise. So dürfen wir uns unter keinen Umständen blenden lassen von der kapitalistischen Vereinnahmung feministischer, antirassistischer, queerer oder anderer progressiver Themen.

Wir bleiben standhaft in unserer Solidarität den Menschen gegenüber, die für eine bessere Welt kämpfen: der kämpfenden Arbeiter:innenklasse, den mutigen Menschen in Rojava, Kurdistan, in Iran und in Afghanistan, den Menschen in Kriegsgebieten, die Schreckliches erleben, und auch den Menschen gegenüber, die sich bereits auf lokaler Ebene für das gute Leben für alle stark machen.

Lasst uns über den Tellerrand schauen, mutig und solidarisch sein und uns verbünden. Lasst uns gemeinsam den antifeministischen, regressiven, ausbeuterischen Verhältnissen die Zähne zeigen! Lasst uns in unserer progressiven Haltung, in unserem feministischen Kampf für eine bessere Welt und für das Leben standhaft bleiben!

Heraus zum feministischen Kampftag 2024!

* Der Begriff FLINTA* steht für Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und inter Personen, er verbündet Personen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität patriarchal diskriminiert werden.

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