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in dortmund und umgebung

Die deutsche Linke und der 7. Oktober

Vortrag und Diskussion mit Nikolas Lelle von der Amadeo-Antonio-Stiftung.

Der 7. Oktober ist eine Zäsur. Für Jüdinnen*Juden in Israel wie in der Diaspora. Seit der Shoah wurden nicht mehr so viele Jüdinnen*Juden an einem Tag ermordet. Die Welt reagierte darauf erschreckenderweise mit Antisemitismus und Empathielosigkeit. "Jews don't count" mahnte der englische Comedian David Baddiel vor einigen Jahren - und hatte dabei vor allem progressive Milieus im Blick. Es hat sich wieder bestätigt.

Überall steigen die Zahlen antisemitischer Vorfälle; auch in Deutschland. Der Terror gegen Jüdinnen*Juden nahm nach diesem Tag zu: Brandsätze flogen auf Synagogen, Häuser wurden mit Davidsternen markiert, Jüdinnen*Juden wurden angegriffen.

Antisemitismus wurde wieder zum kulturellen Code, kam wieder in Mode gerade in progressiven Milieus. Das zeigt sich im Kunst und Kulturbereich ebenso wie in der deutschen Linken. Die Debatten um das Fusionfestival können ein Gradmesser sein für die neue Normalität, in der es keinen Grundkonsens gegen Antisemitismus gibt. Zugleich aber macht genau dieses Beispiel auch ein wenig Hoffnung, weil sich auf dem Festival mehrere hundert Menschen gegen Antisemitismus zusammenschlossen und retteten, was es zu retten gab.

Der Vortrag überträgt die Diagnose der Historikerin Shulamit Volkov, die Antisemitismus als kulturellen Code im 19. Jahrhundert analysierte, auf die Gegenwart, seziert die aktuelle Lage für Jüdinnen*Juden ausgehend von Umfragen und Zahlen und versucht sich an einer Analyse der Rolle des 7. Oktobers in der deutschen Linken. Dabei werden auch hoffnungsvolle Perspektiven artikuliert und neue Allianzen beschrieben.

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