Antisemitismus als Element des Neonazismus
Vortrag und Diskussion mit Moritz Zeiler
Eine Veranstaltung der IfG Dortmund
Sowohl in der Ideologie des historischen Nationalsozialismus als auch des gegenwärtigen Neonazismus stellt der Antisemitismus ein zentrales Element dar. Eine Erklärung hierfür arbeitete der Soziologe Moishe Postone Ende der 1970er Jahr in seinem Aufsatz Antisemitismus und Nationalsozialismus heraus. Der Text bietet eine neue Interpretation von Antisemitismus, Antikapitalismus und Nationalsozialismus. Er kritisiert eine verbreitete linke Interpretation der nationalsozialistischen Herrschaft als simplen Ausdruck von Klassenherrschaft und Antikommunismus und betont die zentrale Rolle des Antisemitismus und der Vernichtung des europäischen Judentums für ein Verständnis des Nationalsozialismus. Antisemitismus interpretiert er im Kontrast zu verbreiteten linken Auffassungen nicht als Variante des Rassismus, sondern als Ausdruck eines reaktionären Antikapitalismus.
Der Text umfasst zwar lediglich 30 Seiten, lieferte aber wichtigere Impulse für linke Debatten als unzählige Bücher und Studien. Postones Thesen geben wichtige Anregungen für eine kritische Analyse von Nationalsozialismus und Antisemitismus, aber auch von antiemanzipatorischen Formen des Antikapitalismus und eines Antisemitismus von links – sowohl historisch wie aktuell. In dem Vortrag wird der Text von Moishe Postone vorgestellt und das Verhältnis von Antisemitismus und nationalsozialistischer Ideologie betrachtet.
Moritz Zeiler hat Geschichte und Politikwissenschaften studiert und ist Mitglied der Gruppe associazione delle talpe. Veröffentlichungen: Das Klima des Kapitals. Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik, Berlin 2022 (Herausgabe mit Valeria Bruschi), Materialistische Staatskritik. Eine Einführung, Stuttgart 2017 sowie zusammen mit associazione delle talpe Herausgabe der Textsammlungen Staatsfragen. Einführungen in die materialistische Staatskritik, Berlin 2009 sowie Maulwurfsarbeit I-VI, Berlin/Bremen 2010- 2022.