Prostitution – Macht und Mythen: Grundlagen einer kritischen Einordnung
In Deutschland gibt es im internationalen Vergleich eine sehr liberale Prostitutions-Gesetzgebung. Die BRD gilt als Bordell Europas und obwohl Deutschland für seine niedrigen Preise berüchtigt ist wird mit der deutschen Sexindustrie pro Jahr über 14 Milliarden Euro Umsatz gemacht.
Kein Wunder, dass in den Medien häufig von angeblich freiwilliger „Sexarbeit“ die Rede ist, Zeitungen Reportagen über studierte Edel-Escorts veröffentlichen und GegnerInnen von Prostitution als prüde oder gar frauenfeindlich diffamiert werden. Doch was ist die Realität in der Prostitution? Und wieso wollen Vertreterinnen des sogenannten „nordischen Modells“ mit Austiegshilfen, sozialen Programmen, Präventionsarbeit und nicht zuletzt einem Sexkaufverbot Prostiution auch in Deutschland eindämmen?
Prostitution, Frauenunterdrückung und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen wie Gewalt an Frauen stehen in einem Wechselverhältnis zueinander. Frauen in der Prostitution erfahren neben der alltäglichen körperlichen Gewalt durch massenhafte sexuelle Benutzung weitere Gewalt: neben Demütigungen, Grenzüberschreitungen und seelischen Verletzungen erleben sie Drohungen, Beleidigungen, Vergewaltigungen, Schläge, Knochenbrüche, Gefangennahme bis zu Mord. Sie sind sowohl strafenden, gewalttätigen, aggressiven und enttäuschten Freiern als auch der Gewalt und Disziplinierung der Zuhälter ausgesetzt. Prostitution als Institution treibt eine Normalisierung von Gewalt an Frauen voran. Besonders Frauen, die unter prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen tätig sind, sind von diesen Umständen betroffen.
Die Inanspruchnahme sogenannter „sexueller Dienstleistungen“ ist patriarchalischen Ursprungs und nährt sich aus der Degradierung der Frau. Den Prostitutionskunden wird ermöglicht ihr patriarchales Dominanzbedürfnis an Prostituierten auszuleben. Sexkauf bildet die sexuelle Verfügungsmacht über den Körper der Prostituierten, wobei die Bezahlung des Freiers keinen Konsens herstellen kann.
Prostitution ist ein Hindernis im Streben um die Gleichstellung der Geschlechter. Prostitution ist geschlechtsspezifische Gewalt an Frauen. Dieser Umstand wird von Gesetzgebungen wie dem „Nordischen Modell“ anerkannt und bekämpft. Das Nordische Modell schützt davor, Opfer sexueller Ausbeutung zu werden und in einer Gesellschaft aufzuwachsen, in der Gewalt zum Zwecke der sexuellen Βefriedigung normalisiert ist.
In diesem Vortrag geht es um eine kritische Einordnung der Institution Prostitution, Macht und Mythen, sowie um die Vorstellung des „Nordischen Modells“ – und somit einer Möglichkeit der Verbesserung der aktuellen Situation von Frauen in der Prositution.
Das Trotz Allem lädt zu einer Veranstaltung mit Hannah Selle, Jasmin Schmidt und Vivien Allroggen ein. Die drei Frauen unterstützen zudem ehrenamtlich Frauen beim Ausstieg aus der Prostitution.