Irmtrud Wojak | Der Auschwitz-Prozess, Fritz Bauer und die deutsche Gesellschaft
Erinnerungskultur neu denken
In diesem August des Jahres 2025 jährte sich zum 60. Mal das Urteil im ersten, dem großen Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965. Das Verfahren, in dem zahlreiche Überlebende von Auschwitz erstmals vor einem deutschen Gericht aussagten, gilt als ein Wendepunkt in der Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen.
Doch ist diese Erfolgsgeschichtsschreibung berechtigt? Welche Schlüsse zog der Initiator des Prozesses Dr. Fritz Bauer, selbst ein Überlebender des Holocaust und politischer Remigrant, damals hessischer Generalstaatsanwalt, aus dem an zwei Tagen verlesenen erschütternden Urteil? Was ließ den Juristen trotz aller Schuldabwehr in der deutschen Bevölkerung nicht aufgeben und trieb ihn bei der Aufdeckung der NS-Verbrechen immer weiter voran?
Der Vortrag der Historikerin Irmtrud Wojak setzt sich mit dem Auschwitz-Prozess im Kontext der Biografie Fritz Bauers und einer überkommenen Kultur der Erinnerung auseinander. Über das „Verbrechen erinnern“ wurde versäumt, so die Überlegung, zu fragen, was dies mit dem eigenen Handeln in der Gegenwart zu tun hat.
Foto im Header: Luftaufnahme derRAF von Birkenau, aufsteigender Rauch der Verbrennungsgruben (August 1944); Luftansicht des Konzentrationslagers Auschwitz. Aufklärungsbild der britischen Royal Air Force, 1944. Foto von Irmtrud Wojak, Fotograf: Richard Lensit, (c) Fritz Bauer Forum | BUXUS STIFTUNG
Dr. Irmtrud Wojak ist Historikerin, Biografin von Fritz Bauer und Initiatorin des in diesem Jahr eröffneten Fritz Bauer Forums in Bochum, Zentrum für Demokratie und Menschenrechte.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit Situation Kunst (für Max Imdahl) anlässlich der Ausstellung totenstill von Dirk Reinartz (2.10.2025 – 30.11.2025)